Zum 100. Todesjahr von Wilhelm Conrad Röntgen 2023
Teil II: Wilhelm Conrad Röntgen – sein Weg zur Entdeckung der
Studium in Zürich
Abb 4: Anna Bertha Röntgen, geb. Ludwig. Anna Bertha Ludwig (*22.04.1839 Zürich, †31.10.1919 München) wurde als Tochter eines Gastwirtes in Zürich geboren. Im Jahr 1866 lernten sich Anna Bertha und Wilhelm Conrad in der Gastwirtschaft "Zum grünen Glas" in Zürich kennen. 1872 heiratete sie Wilhelm Conrad Röntgen in Apeldoorn. Die Röntgenaufnahme ihrer Hand galt und gilt als wichtiges Zeugnis der Entdeckung der X-Strahlen. Archiv Deutsches Röntgen-MuseumDie Studienzeit in der Schweiz wird für Röntgens Berufs- wie auch Privatleben eine entscheidende Rolle spielen. Hier machte er die Bekanntschaft des jungen Physikprofessors August Kundt, an den sich Röntgen später wie folgt erinnert: „der mich in die Physik einführte und mich aus der Unsicherheit über meine Zukunft herausriß“. Abb 5: Josephine Bertha Ludwig Josephine Bertha Ludwig (*21.12.1881 Zürich, †13.05.1972 Würzburg) war die Nichte von Wilhelm Conrad Röntgen und Bertha Ludwig und spätere Adoptivtochter (seit 1903), zusammen mit ihrer Cousine Line Fischer (stehend) und ihrer Schwägerin Marie Donges (rechts). Archiv Deutsches Röntgen-MuseumKundt ermöglichte Röntgen darüber hinaus nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Maschinenbau-Studium die Promotion im Fachbereich Physik. 1869 erlangte Röntgen mit seiner Dissertation „Studien über Gase“ die Doktorwürde und einer wissenschaftlichen Karriere schien zunächst nichts im Wege zu stehen. Er verbrachte seine Zeit aber nicht ausschließlich mit Studien und Forschung, sondern war auch regelmäßiger Besucher in der Gaststätte „Zum Grünen Glas“. Einerseits wegen der feucht-fröhlichen Stimmung, die im Gasthaus herrschte, andererseits aber auch weil er sich zu einer der Wirtstöchter im Besonderen hingezogen fühlte. 1872 heiratete er schließlich die sechs Jahre ältere Anna Bertha Ludwig. Auch wenn die Ehe nicht im Sinne von Röntgens Eltern war, denn sie hätten sich eine Frau höheren Standes für ihren Sohn gewünscht, verlief sie bis zum Tode Anna Berthas im Jahr 1919 ausgesprochen glücklich. Röntgen pflegte seine Frau in den letzten Wochen ihrer Krankheit hingebungsvoll. Die Ehe blieb zum Leidwesen beider kinderlos, jedoch nahmen sie 1890 Berthas achtjährige Nichte Bertha Josephine Ludwig zu sich und adoptierten sie 13 Jahre später.
August Kundt - Akademischer Lehrer und Wegbereiter
Abb 6: August Kundt. August Kundt (*18.11.1839 Schwerin; †21.05.1894 Israelsdorf bei Lübeck), Professor für Physik am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich und Lehrer W. C. Röntgens (1868-1869). Archiv Deutsches Röntgen-MuseumAugust Kundt erhielt 1870 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Physik der Universität Würzburg und Röntgen konnte ihm als sein sehr geschätzter Assistent dorthin folgen. Doch leider musste er gerade an diesem für ihn später bedeutsamen Ort einen herben Rückschlag in seiner jungen wissenschaftlichen Karriere erleben. Denn ohne Abitur war eine Habilitation an einer deutschen Universität nicht möglich und trotz wärmster Fürsprache Kundts wurde Röntgen diese auch in Würzburg verwehrt. Ein entscheidender Glücksfall für seine Karriere war der wenig später erfolgende Ruf Kundts an die neugegründete prestigeträchtige „Reichs-Universität“ in Straßburg. Das frisch getraute Ehepaar Röntgen folgte 1872. Die „Reichs-Universität“ war in weiten Teilen progressiv und aufgrund seiner bisherigen Veröffentlichungen und der Fürsprache seines Mentors Kundts erhielt Röntgen schließlich 1874 die „venia legendi“ und damit das Recht als Privatdozent an der Universität Vorlesungen zu halten. Ein Ruf als ordentlicher Professor ließ nicht lange auf sich warten und so ging Röntgen im April 1875 an die Akademie Hohenheim. Die dortigen Verhältnisse ließen ihn jedoch schon im darauffolgenden Jahr als außerordentlicher Professor für Physik an die Universität Straßburg zurückkehren. 1879 folgte schließlich Röntgens Ruf als ordentlicher Professor der Physik an die Universität Gießen. Zunächst enttäuscht von den dortigen Arbeitsmöglichkeiten, konnte er hier aber nach Schaffung neuer physikalischer Laboratorien, allein und in Zusammenarbeit mit seinen Assistenten, eine Reihe wichtiger Arbeiten auf dem Gebiet der Experimentalphysik leisten. Hier schaffte er sich durch seine Veröffentlichungen einen exzellenten wissenschaftlichen Ruf, der schließlich mit einem Angebot einer Professur an der Universität Würzburg und der Leitung des Physikalischen Instituts belohnt wurde. Das fehlende Abitur spielte nun keine Rolle mehr.